Freitag 07.08.2015
Zigarettenpause
Cloe
Seit wir hier waren, hatten Nathalie und ich getanzt. Oder es zumindest
versucht, denn zu der Musik, konnte man sich nicht besonders gut bewegen.
Einmal wurde Nathalie von einem Mann um einen Tanz gebeten der mindestens 20
Jahre älter war als sie, natürlich hatte sie abgelehnt. „Ich hab keine Lust
mehr.“ Sagte sie grade als ich sah wie Sean auf einem der Balkone verschwand.
Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass etwas nicht in Ordnung war. „Ich
hab Hunger.“ Fügte Nathalie hinzu.
Ich lächelte: „Okay, dann hol du dir doch was zu Essen. Ich geh
mal kurz an die Luft. Mir ist warm.“
Ich zeigte in Richtung
Kai, Thomas und Eron: „Da drüben ist dein Herz allerliebster.“ Ich zwinkerte
ihr zu, woraufhin sie die Augen, wegen meines Kommentares verdrehte und eilte
dann in Richtung Balkon, auf den Sean verschwunden war.
Als ich dort ankam, stand er am Geländer und starrte in den
Himmel, der Qualm seiner Zigarette flog nach oben. Ich stellte mich neben ihn,
lehnte mich ans Geländer und sah in den klaren Himmel. Wir hatten schon mehrere
Wochen nur gutes Wetter gehabt, er war so klar, dass man die Sterne erkennen
konnte. Es war wunderschön. „Ziemlich überwältigend oder?“
Er richtete den Kopf nach unten, zog an seiner Zigarette: „Wieso
bin ich hier?“ Er sah mich an, so als könnte ich ihm eine Antwort darauf geben.
Ich versuchte zu Lächeln: „Dir geht das ganze ziemlich auf den Keks oder?“ Er
zuckte mit den Schultern, sah wieder in die Ferne. „Was ist los?“ Er war schon
seit Tagen so nachdenklich gewesen. Sean hatte immer viel um die Ohren und
ziemlich viele Probleme, aber irgendetwas war anders.
„Ich weiß es nicht.“ Sagte er und zog wieder an seiner Zigarette.
Ich lächelte aufmunternd und legte ihm eine Hand auf die Schulter, stütze
meinen Kopf darauf ab und sah ebenfalls in die Ferne. Von hier aus hatte man
einen ziemlich beeindruckenden Ausblick über die Stadt. „Hast du wieder Ärger
zu Hause?“ Mir waren die Wunde und die Müdigkeit in seinem Gesicht nicht
entgangen. Er grinste, und das obwohl ihm alles andere als danach war. Ich
konnte sehen dass es ihm nicht gut ging. Aber bevor er antworten konnte, wurden
wir unterbrochen.
„Was macht ihr hier?“ Ertönte plötzlich eine Stimme hinter uns.
Sofort löste ich mich von Sean, wir sahen uns erschrocken an, es
war Alex der auf den Balkon gekommen war, wir wussten dass wir jetzt gehen mussten.
Sean zuckte mit den Schultern und drehte sich dann um, zog seine Maske aus. Es
war egal, er hätte uns sowieso erkannt. „Was zum…“ Alex sah ziemlich entsetzt
aus, er drehte sich sofort um, um drinnen jemanden zu holen. „Geb‘ dir keine
Mühe. Wir wollten eh grade gehen.“ Sagte ich, damit er keinen Aufruhr
veranstaltete, aber es war zu spät. Er war schon nach drinnen gelaufen.
Zoey
„Wie gefällt es Ihnen denn in Ravenhood, Isabelle?“ Chris
Mutter, die wie sich heraus stellte, ziemlich nett war, hatte sich während des
Essens die ganze Zeit mit mir unterhalten. Doch ich wusste nicht was ich bei
dieser Frage antworten sollte. Ich wusste nicht, wie es mir hier gefiel. Aber
ich kam auch gar nicht dazu, zu antworten weil ein ziemlich aufgeregter Alex
plötzlich zu uns gelaufen kam.
„Sie sind hier!“ Er sah wütend aus. Chris sah ihn verwirrt an:
„Wer ist hier?“ Seine Mutter sah ebenfalls ziemlich durcheinander aus. „Cloe
und Sean, ich hab sie gesehen.“ Er zeigte in Richtung Balkon wo die beiden
grade her kamen und direkt auf den Tisch mit den anderen zu steuerten.
Cloe war also auch da. Am Tisch saß jetzt auch Thomas und ein
weiteres Mädchen. Sie standen aber bereits auf, als sie sahen, in welchem
Aufruhr ihre Freunde waren.
Chris stand sofort auf: „Wie kommen die hier rein?“ Einer der
Securitys stand nicht weit von uns entfernt. Chris setzte ihn sofort auf die
Freunde an, er zögerte keine Sekunde. Dann ging alles ganz schnell. Einige der
Leute hatten mit bekommen, dass Aufruhr herrschte und sahen sich in alle Richtungen
um. Der Security Typ hatte noch weitere dazu gerufen, die Blitzschnell zur
Stelle waren.
Einer von Ihnen griff Thomas am Arm, er schüttelte sich aber
sofort wieder ab: „Ich finde den Ausgang allein.“ Er klang ziemlich zornig. Keiner
von Ihnen wehrte sich, alle ließen sich von der Security nach draußen
begleiten. Ich beobachtete sie, aber meine Blicke blieben natürlich auf Sean
haften. Er sah traurig aus und ich fragte mich woran das lag. Es konnte doch
nicht nur daran liegen dass sie heraus geworfen wurden oder? Keiner von Ihnen
drehte sich noch einmal zu mir um, und am Ende waren sie fort.
Sean
„Fass mich nicht an! Ich
hab gesagt ich kann alleine gehen.“ Thomas riss sich abermals von einem der
Securitys los. Sie schlossen hinter uns die Tür und er richtete seinen Anzug.
„Na toll, das ist ja super gelaufen…“ Beschwerte er sich. „Also ich fand‘s
Klasse. Bin satt geworden.“ Kai rieb sich den Bauch, Nathalie hatte sich bei
ihm unter gehakt. „Früher oder später wären wir eh erwischt worden.“ Stellte Cloe
fest. Ich fühlte mich erleichtert, dort drinnen war es irgendwie… eng… so als
wäre ich ein gesperrt gewesen.
Thomas seufzte: „Ich
konnte nicht einmal mit ihr reden.“ Er ließ die Schultern hängen. „Sean hat mit
ihr geredet.“ Plapperte Kai aus. Ich verdrehte die Augen, Thomas riss seine
dagegen weit auf: „Hast du?“ Ich schüttelte den Kopf: „Nicht wirklich.“ „Was
hat sie zu dir gesagt?“ Wollte er trotzdem wissen. „Nichts. Sie hat mich
angerempelt und sich entschuldigt. Das war‘s.“ Ich sah wie Cloe mich beobachtete.
Machte sie sich immer noch Sorgen?
Wieder seufzte Thomas:
„Na, Klasse.“ „Mal ehrlich Alter, wenn du mit ihr reden willst, dann doch nicht
auf so einer Veranstaltung. Du musst sie treffen, wenn keiner der anderen dabei
ist.“ Eron musterte ihn: „Du musst heraus finden wo sie sich rum treibt wenn
sie allein ist.“ „Und wie soll ich das bitte anstellen?“ Er sah Eron fragend
an.
„Sie war doch mal im Fitnessstudio, oder
Sean?“ Kai sah mich an: „Da war sie doch auch alleine. Weißt du noch?“ Sicher wusste
ich das noch. Wieder kamen mir die Bilder vors Auge, wo sie tanzte. „Ja.“ Sagte
ich knapp. Thomas schien ein Licht auf zu gehen: „Stimmt! Als wir da waren, war
sie doch auch da.“ Er sah mich Erwartungsvoll an. „Jep.“ Sagte ich wieder. „Das
ist es! Dort treffe ich sie!“ Plötzlich klang er wieder fröhlicher.
„Und was jetzt? Willst du
jetzt jeden Tag dort auf sie warten? Sie könnte immer zu unterschiedlichen
Zeiten dort sein, an unterschiedlichen Tagen.“ Bemängelte Eron. „Stimmt…“
Thomas ließ die Schultern wieder sinken. „Und wenn du ihr eine Nachricht
schreibst? Du kannst sie doch am Empfang abgeben. Fiona, leitet sie bestimmt
für dich weiter.“ Kai kannte jeden einzelnen Mitarbeiter in diesem Studio weil
er seine halbe Freizeit dort verbrachte. Fiona war das Mädchen was immer am
Empfang stand. „Du bist so romantisch…“ Schwärmte Nathalie und schmiegte sich
an ihn. Ich seufzte.
„Das ist doch
bescheuert…“ Mir gefiel der Gedanke nicht. „Nein, das ist perfekt! Die perfekte
Idee. Ich sag ihr einfach dass ich mich mit ihr treffen will. Beziehungsweise.
Schreibe es.“ Thomas setzte sich in Bewegung. „Und wenn sie das nicht will?“
Wandte Cloe ein. „Ach.“ Thomas tat ihren Kommentar mit einer Handbewegung ab:
„Dann kann ich mir immer noch Gedanken machen.“ Er sprang in die Luft vor
Freude: „Was ist? Gehen wir zur Feier des Tages noch einen Trinken?“
Zur Feier des Tages…
Zoey
„Die regen mich einfach nur noch auf! Wie steh ich denn jetzt
vor all den Leuten da?!“ Chris sah ziemlich fertig aus und ging aufgeregt auf
und ab. Alex versuchte schon eine ganze Weile ihn zu beruhigen: „Du kannst doch
nichts dafür, ich glaube nicht das dir irgendjemand den Aufruhr übel nimmt.
Eigentlich ist doch auch gar nichts weiter passiert.“ Er zeigte in den großen
Saal: „Schau dich doch Mal um, als wäre nie etwas gewesen.“
Ich sah mich automatisch um. Die Band spielte wieder Musik,
hatte sie zuvor kurz unterbrochen und einige Leute tanzten auch wieder.
Trotzdem sah ich immer noch einige Leute die über den Vorfall tuschelten, als
wäre sonst was passiert. „Natürlich… guck doch Mal genauer hin, alle reden
drüber…“ Chris seufzte. Alex hob entschuldigend die Arme und seufzte ebenfalls,
anscheinend waren ihm die Argumente ausgegangen.
Plötzlich hatte ich das Bedürfnis Chris zu trösten, ihm die
Angst etwas zu nehmen. Ich ging zu ihm herüber und legte ihm beruhigend eine
Hand auf die Schulter: „Sie regen sich doch nicht über dich auf… nur über die...
Partycrasher.“ Ich wusste nicht wie ich es sonst ausdrücken sollte: „Keiner
gibt dir die Schuld oder redet deshalb schlecht über dich.“ Alex sah mich
überrascht an. Anscheinend hatte er nicht damit gerechnet dass ich Chris
aufmuntern würde. „Genau!“ Stimmte er sofort zu.
Chris sah sich noch
einmal um und wandte sich dann an mich: „Meinst du?“ Ich lächelte ihn
aufmunternd an: „Na klar.“ Er rang sich ebenfalls ein Lächeln ab: „Danke.“
„Sehr schön. Können wir dann jetzt endlich weiter feiern?“ Mischte Clarice sich
plötzlich ein. Ich fragte mich wo sie auf einmal her kam. Sie hakte sich bei
mir unter: „Schau Mal Zoey. Dort drüben ist meine Mom.“ Sie zeigte in die
Richtung in der eine Frau stand, die wie ich fand, ziemlich aufgeblasen wirkte
und mir wurde sofort klar, von wem Clarice ihre Art hatte. „Ich stell euch Mal
kurz vor.“ Ohne dass ich etwas einwenden konnte, zog sie mich mit sich…
Sean
„Hast du Alex Gesicht
gesehen?“ Thomas lachte, während er mit Eron anstieß. „Also so richtig konnte
ich nichts sehen, die hatten doch alle Masken auf…“ Wandte Kai ein, trotzdem
erhob auch er sein Glas. Wir waren noch in eine
nahe gelegen Bar gegangen weil Thomas unbedingt anstoßen wollte, dass er Chris und
Alex zur Weißglut treiben konnte. Nathalie und Cloe hatten sich unterwegs verabschiedet,
daher wurde daraus ein Männer Abend. Ich hob mein Glas eher automatisch an und
weniger euphorisch, ich hatte nichts zu feiern.
„Ach du weißt doch was
ich meine!“ Sagte Thomas und die Gläser klirrten. „Keiner hat damit gerechnet
dass wir dort auftauchen würden, schade nur das ich nicht mit ihr reden
konnte…“ Er nahm einen kräftigen Schluck von seinem Wodka. „Du wirst schon noch
früh genug dazu kommen.“ Sagte Eron und Thomas lachte: „DAS Gesicht möchte ich
dann sehen. Wenn sie sich uns tatsächlich anschließt.“ Ich lehnte mich zurück,
so als könnte ich dem Gespräch damit entkommen. Ich hielt immer noch nicht viel
davon, sich mit jemandem an zu freunden, nur um anderen eins aus zu wischen.
Ich wollte sie nicht in der Clique haben. Und was war mit Eron los? Eigentlich
hätte ich ihn für vernünftiger gehalten. Sonst war er immer der vernünftige
gewesen…
„Sean?“ Kai riss mich aus meinen Gedanken:
„Was?“ Ich hatte tatsächlich nichts mehr von dem Gespräch mit bekommen. „Willst
du auch noch ‘n Bier?“ Ich stellte meine leere Flasche auf dem Tisch ab: „Ich
nehm auch einen Wodka.“ Vielleicht konnte ich meine Gedanken damit eine Weile
betäuben. Kai nickte und stand dann auf um unsere Getränke zu besorgen.
Den Rest des Abends
verbrachten wir mit saufen, Scherzen und Billard und Gott Sei Dank, redeten wir
nicht mehr über Zoey oder Chris, oder sonst wen. Es tat gut all meine Sorgen
und Gedanken für einen Abend bei Seite zu schieben und mit den Jungs, einfach
nur zu Lachen und unbeschwert Witze zu reißen. Alles andere schien nach ein
Paar Wodka vergessen und die Tatsache dass ich bei Eron übernachten konnte,
verleitete mich dazu, viel mehr zu trinken, als ich eigentlich vertragen
konnte…
Zoey
Wir waren beinahe die letzten gewesen und ich war ziemlich Müde als ich in meinem Zimmer ankam. Das erste was ich tat, war diese Schuhe aus zu ziehen, die einen hohen Absatz hatten und schon nach der Hälfte der Zeit Schmerzen bereiteten. Dann ließ ich mich auf mein Bett fallen. Ich hatte es geschafft Chris so sehr auf zu muntern das er am Ende doch noch viel Spaß gehabt hatte und keiner der Gäste hatte sich noch lange beschwert.
Was hatte Sean und Cloe und die anderen dazu getrieben sich heimlich auf Chris Party zu schleichen? Wieso waren sie so unwillkommen gewesen? Waren Chris und die anderen so sehr verfeindet dass sie sich gegenseitig Streiche spielten? Tausend Gedanken kreisten in meinem Kopf.
Ich dachte daran was Miranda gesagt hatte, dass ich morgen Cloe kennen lernen würde. Ich spürte wie es in meinem Magen kribbele vor Aufregung.
Ich hatte Miranda fast den ganzen Tag nicht gesehen und würde so, ins kalte Wasser geworfen werden. Ich musste unbedingt mit ihr reden bevor wir uns auf den Weg machten. Und ich wollte ihr von Sean erzählen. Das ich mit ihm geredet hatte, wenn auch nur kurz. Er hatte einfach die tollste Stimme der Welt. Mein Herz machte einen kleinen Satz. Das war wirklich verrückt…
Ich schüttelte den Kopf als ich bemerkte wo meine Gedanken schon wieder kreisten und kramte mein Handy hervor. Ich hatte die ganze Zeit nur durch die Gegend gestarrt. Als ich auf mein Handy Display sah, musste ich sofort grinsen. Anna hatte mir die Bilder von sich und Flo, per SMS geschickt. Ich wischte bestimmt 10 Mal hin und her bis ich mich entschlossen hatte sie demnächst aus zu drucken und mir in meinem Zimmer, an die Wand zu hängen. Doch jetzt musste ich erstmal schlafen, ich war hundemüde…
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